Papageien und Pinguine
Von der Schneegrenze in die Tropen führt die Reise durch Ecuador und die Galapagos (Nov/Dez 2005)
Wir bedanken uns bei der Teilnehmerin der Reise Frau Ulrike Wolz für die Erlaubnis, den nachfolgenden Text auf unserer Website zu veröffentlichen. (Frau Ulrike Wolz im Internet)
"Nur keine Äste und Bäume anfassen!" diese Warnung von Nelson unserem Führer im Ohr kraxeln wir schwankend auf mühseligen Pfaden durch den tropischen Regenwald, versinken bis zu den Knöcheln im lehmigen Morast und waten über glitschige Steinen durch Wasserläufe. Die Kongas - große schwarze Ameisen - lauern überall. Ihr Stich soll äußerst schmerzhaft sein und hohes Fieber zur Folge haben. Und wer von uns will sich schon hier im wildesten Teil von Ecuador ins Bett legen und leiden!
Also stapfen wir weiter - manchmal mühselig Gleichgewicht haltend - und passen auf, dass wir auch die Bekanntschaft mit giftigen Larven, Vogelspinnen, wilden Wespen, Miniameisen und gefährlichen Lanzenottern vermeiden. Die Würgefeigen und Wanderbäume will ich gar nicht erst erwähnen…...
Doch Nelson hält auch Trost bereit: die ungeheuer artenreiche Pflanzenwelt des oberen Amazonasbeckens ist für die Einheimischen eine einzige große Apotheke. Gegen jede Krankheit, von der Tbc bis zum Krebs, vom Rheuma bis zur Grippe, ist hier ein Kraut gewachsen.
Und wenn dann der Führer durch diese grüne Hölle noch dazu ein Schamane ist, kann man alle Kräuter-Bücher von Hildegard von Bingen vergessen. Es beruhigt über die Maßen, dass wir nach der ausgiebigen Besichtigung einer Konga-Kolonie gleich nebenan ein Kräutlein demonstriert bekommen, das alle Stichwirkungen aufheben soll.
Der dreistündige Marsch durch den feucht-heißen Urwald - Machete geh du voran - ist einer der Höhepunkte unserer Ecuadorreise, die uns in wenigen Tagen in fast alle Klimazonen dieser Erde führt. Von der eisigen Schneegrenze am Vulkan Cotopaxi bis hinunter an den tropisch warmen Rio Napo, vom frühlingshaft kühlen Lüftchen in den Städten des Hochland bis zur warmen Brise auf den Galapagos-Inseln. Nicht nur ein Paradies für Meteorologen.
Doch erst mal stehen wir überwältigt an den Ufern des grandiosen Rio Napo, mit 850 Kilometern der längste Fluss Ecuadors, und müssen an die spanischen Eroberer denken, die hier eingezwängt in ihre eisernen Korsetts Gold gesucht und den Tod gefunden haben - ohne Outdoor-Microfaser- Kleidung, ohne Mücken- und Impfschutz und ohne die Delikatessen, die wir jetzt nach überstandenem Abenteuer serviert bekommen: Hühnchen auf köstlich würzigem Reis mit Lupinenkernen und kühler Limonade.
Und dann geht es im Einbaum den Fluss hinab über Stromschnellen, vorbei an goldschürfenden Quechua- Indianern, winkenden Kindern und gottverlassenen Küstenstädtchen - im Führer als "aufstrebend" bezeichnet. Und wir genießen das Blitzen der Abendsonne auf den Wellen, das kühle Lüftchen und kreischen vergnügt bei jeder Gischt, die ins Boot schwappt. Organisiert ist dieser Tagesausflug von unserem Hotelbesitzer, einem jungen Arzt aus Oberbayern, den es vor vielen Jahren hierher ins tropische Paradies Oriente verschlagen hat und der heute für die Erhaltung des Regenwaldes kämpft. Er kauft immer wieder Land zu seinem Areal dazu und informiert auf den Besichtigungstouren über Fauna und Flora des Amazonasbeckens.
Im El jardin aleman in Misahualli kann man sich wohlfühlen: wir teilen unsere Frühstückssemmeln mit Isis und Osiris, zwei prächtigen Gelbbrustaras, genießen die großzügigen Portionen Fisch und Fleisch beim Abendessen und beobachten vergnügt, wie Max und Moritz vergeblich versuchen, unseren Bus zu entern. Die beiden Affen genießen hier Narrenfreiheit, wenn sie auch immer wieder - zum Leidwesen von Dr. Zehetbauer - am palmengedeckten Dach der großen Terrasse knabbern. Wir beobachten den Tukan und die Perlhühner, den Ameisenbär und die anderen Kapuziner-Äffchen im Käfig, wir lutschen an Kakaobohnen, versuchen frische Palmherzen und kosten, ob Zitronenameisen wirklich nach Zitronen schmecken. Und Andrea lässt sich den Nachmittags-Tea und den Marmorkuchen am Whirlpool servieren.
Vom Oriente in die Sierra
Der Ausflug in den Amazonas-Urwald ist ein Abstecher unserer Tour auf der Straße der 55 Vulkane, die südlich von Quito, der Hauptstadt Ecuadors beginnt. Hier in der Sierra, im Andenhochland, herrschen das ganz Jahr hindurch angenehm frühlingshafte Temperaturen, gewöhnungsbedürftig ist lediglich die Höhe. Knapp 3000 Meter bereiten manchem Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Doch dagegen hilft ein straffes Besichtigungsprogramm und abends ein paar Bierchen (günstige 1,50 Dollar machen es möglich).
Quitos Altstadt - Weltkulturerbe seit 1978 – ist ein Ausflug in die Kolonialzeit des 16. und 17. Jahrhunderts. Wir schlendern vorbei an der herrlichen weißen Fassade des Bischofspalastes, bewundern die monumentale Größe der Plaza de Independencia mit ihrem Kolossaldenkmal für die Freiheitskämpfer, versinken in Ehrfurcht vor dem goldgeschmückten Innenraum der La Campania, die gerade frisch renoviert sich wieder als „schönste Kirche der neuen Welt“ präsentiert. Mitten im pulsierenden Leben auf der Plaza San Francisco bei Live-Musik und Straßenzirkus genießen wir dann bei erfrischendem Baumtomatensaft und Cebiche, einer würzigen kalten Tomatensuppe mit Fisch und Lupinenkernen, die herrliche Aussicht auf all die vielen Kirchtürme ringsum und auf die geflügelte Jungfrau von Quito, die hoch oben vom Panecillo über die Hauptstadt wacht.
Gisela, unsere deutsche Reiseleiterin, der es in Ecuador so gut gefällt, dass sie es seit 36 Jahren nicht mehr verlassen hat, macht uns auf die freundlichen hilfsbereiten Menschen aufmerksam, auf die entspannte Atmosphäre. Sie preist Ecuador als eines der sichersten Reiseländer Südamerikas, in dem man sich auch als Rucksacktourist stets wohlfühlen kann (außer man treibt sich gerne in den dunkelsten Vierteln herum). Obwohl kein Präsident der letzten Jahrzehnte seine Amtszeit überstanden habe, herrsche kein Chaos, die Armut der Bevölkerung führe nicht zu Übergriffen.
Und wirklich - wir sehen nur fröhliche Menschen, die uns lächelnd Auskunft geben, wenn wir nach dem Weg fragen. Auf unserer Fahrt gen Süden winken uns die Menschen zu, lachen mit uns, wenn wir uns an den überquellenden Obstständen nicht entscheiden können und wünschen uns eine gute Reise – auch wenn wir uns bei den wunderschönen Alpaka- Pullover zu 10 Dollar das Stück nicht handelseinig geworden sind.
Der Abschied vom quirligen Quito fällt uns nicht leicht, doch werden wir belohnt mit einer grandiosen Fahrt vorbei an schneebedeckten 5000 Meter hohen Vulkanen, manche bedrohlich Asche speiend wie der Tingurahua, manche stets in Wolken wie der König der Vulkane, der 6.310 Meter hohe Chimborazo.
Links und rechts der Panamericana, die zwischen den beiden Andenkordilleren verläuft, liegen viele kleine Städtchen. Angenehm süßlich riecht es im Badeort Banos, dem Zentrum von Thermalquellen und Zuckerrohr. An jedem Türstock hängen Zuckerrohrstränge und werden geknetet und in die Länge gezogen, während die Mama hinterm Tresen bunte plombenziehende Köstlichkeiten für die Badegäste formt.
Die Besichtigung des kolonialen Riobamba geschieht auf dem Weg von Apotheke zu Apotheke, denn die spezielle rosa Medizin für die Darmprobleme von Thomas, die die Ärztin im Krankenhaus innerhalb von 10 Minuten diagnostiziert, ist nicht sofort zu bekommen. Aber sie ist ein Wundermittel – wie nicht anders zu erwarten im Land der Heilkräuter.
In Alausi, einem verschlafenen Provinznest bewundern wir die Passagiere des altersschwachen Zuges, die trotz vorprogrammierten Entgleisungen unbeirrt dreimal die Woche sich auf den Dach der Waggons begeben, um sich den Kitzel einer Fahrt um die Teufelsnase zu gönnen. Gisela rät uns von der abenteuerlichen Fahrt ab – das Gleisbett sei marode, die Schienen verbogen und unsere Wirbelsäulen auch nicht mehr taufrisch! Es sei ein reines Wunder, dass noch nie etwas Ernstes passiert sei.
Und so genießen wir lieber die Fahrt durch das Hochland, das wegen seines fruchtbaren Lavabodens intensiv landwirtschaftlich genutzt wird und dessen Felder einen bunten Flickenteppich ausbreiten - die Rinder- und Schafweiden stets bewacht von einem Wolle spinnenden Indigena in Poncho und Filzhut.
„Parada! Polisia!“ Plötzlich wird unser Bus von Polizisten mit Maschinengewehren angehalten, Edison unser Fahrer schnallt sich schnell an und beugt sich aus dem Fenster. Wir hören einem uns unverständlichen Disput zu und sehen dann, wie Edison unwillig sein Portemonnaie zückt. Wegegeld, Mafia, Drogenpolizei, Schutzzoll???? Alle Vorurteile über Südamerikas Polizei scheinen sich zu bestätigen – bis wir aufgeklärt werden: Es ging höflich aber bestimmt um eine Spende für den Wohltätigkeitsbasar der Polizei. Brummelnd fährt Edison weiter und für uns ist die Welt wieder in Ordnung...
Meerschweinchen und Wollschweine
Filzhüte in jeder Form und Farbe – allein 15 verschiedene weiße – bekommen wir auf dem größten Wochenmarkt von Südecuador in Guamote zu entdecken. Hierher sind die verschiedenen Indigenagruppen – Coltas, Salacas und Canares - hoch zu Ross oder zu Fuß mit einem Lama im Schlepptau oft tagelang unterwegs, um Handel zu treiben. Größe, Farbe, Bänder und Quasten der Hüte verraten die Zugehörigkeit zu ethnischen Gruppen und manchmal auch, ob die Mädchen noch zu haben sind.
Hier fühlt man sich wie in eine andere Zeit versetzt, man sieht kaum Jeans und europäische Kleidung, wenig Pkws und außer uns fast keine Touristen. Die Farbenpracht der Ponchos, der Blusen, der Über und Unterröcke ist berauschend, das Warenangebot überquellend. Da gibt es Honig inklusive bienenumschwärmten Waben, umgearbeitete Autoreifen als Wasserstelle fürs Vieh, knusprig gegrillte Schweinsköpfe, frisch geerntetes Getreide, Früchte soweit das Auge reicht, in heißem Fett brutzelnde Kartoffeln, filigranen Schmuck und Selbstgesticktes und Gewebtes.
Dichtes Gedränge herrscht in einem abgeteilten Bereich. Hier erkennt man vor lauter Hüten und Ponchos kaum, dass sich die Indigenas um große weiße Säcke scharen, in denen es gerade so wurlt. Da wird hineingegriffen, gefühlt, kopfschüttelnd wieder versenkt, dann endlich für fett genug befunden und gekauft: Hühner, Enten, Küken und vor allem Meerschweinchen – gegrillt sind sie die begehrte Delikatesse des Landes. Ohrenbetäubend ist der Lärm, lautstark wird hier noch in Quichua, der Sprache der Einheimischen gehandelt, die Ziegen und Schafe meckern ob ihrer Freiheitsberaubung und die schwarzen Wollschweine folgen ihren neuen Besitzern nur mit wüstem Protestgrunzen.
Von Inkas und Spaniern
„Hier wurden von den Inkas die Jungfrauen geopfert!“ – Schaudernd beugen wir uns über die Mauer von Ingapirca und blicken in die Tiefe. Und hören beruhigt von Gisela, unserem wandelnden Ecuador-Lexikon, dass Drogen die Todgeweihten beruhigten und die Liste der Freiwilligen lang war.
Ingapirca ist der besterhaltensten Ort der Inkas in Ecuador, bevor die Spanier um 1520 die Herrschaft an sich rissen. Obwohl die Inkas als Eroberer nur 60 Jahre in Ecuador herrschten, haben sie das Land geprägt. Ihr Straßenbau, die Bewässerungs- und Kommunikationssysteme, ihre Kolonialpolitik und ihre architektonischen Leistungen sind auch heute noch unserer Bewunderung wert. In Form eines Puma angelegt, diente Ingapirca als Fort, Tempel, Vorratslager, Observatorium und Unterkunft für 500 Anhänger des Sonnenkults. Neben den Ausmaßen und der exakten Ost/West-Ausrichtung beeindrucken uns vor allem die Steinmetzarbeiten: zwischen die gewaltigen Blöcke des Haupttempels können wir nicht mal ein Rasierklinge schieben, so exakt passen sie aufeinander.
Von Ingapirca ist es nicht weit nach Cuenca, dessen Altstadt ebenfalls zum Weltkulturerbe erklärt ist. Unser Hotel Crespo ist Kolonialstil in Reinkultur bis hin zum Oberkellner, der vor lauter stolzer Würde die gewünschte Kochdauer der Frühstückseier dreimal nachfragt. Dafür gibt es den guten ecuadorianischen Kaffee aus Silberkännchen und den gebutterten Toast exakt halbiert.
Das Wahrzeichen von Cuenca, sie gilt als die schönste Stadt des Landes, sind die blauen Kuppeln der neuen Kathedrale, die in ihrem marmornen Innern 10.000 Menschen Platz bietet. Wir stiften eine Kerze für unsere Lieben daheim und flanieren dann durch eine Stadt des frühen 19. Jahrhunderts ohne Bausünden. Palmenbestandene Plazas, schattige Innenhöfe, üppig duftende Blumenmärkte, elegante Geschäfte, restaurierte Fassaden – in der Stadt mit ihren drei Flüssen gibt es außer jeder Menge Geldautomaten für Peter viel zu entdecken.
Und hier essen wir uns zum ersten Mal satt am - nach den Bananen - zweitwichtigsten Exportschlager des Landes, an Garnelen! Und entdecken unser neues Lieblingsgetränk: Canelasso, eine würzigheiße Wohltat aus Zuckerrohrschnaps, Fruchtsaft, Zimt und Zucker.
Ponchos und Panamahüte
Wer im Hochland keine Mitbringsel findet, ist selbst schuld. Die Wahl wird einem auf den zahlreichen Märkten und Fabrikationsstätten wahrlich nicht leicht gemacht. Da gibt es wunderschön bemalte Papageien und Tukane aus superleichtem Balsaholz, farbenprächtige Webteppiche, Tischdecken und Tücher, moderne Ponchos, weiche Alpaca- Pullover, filigraner Silberschmuck, Figuren aus Salzteig, herrliche Keramik. Schmuck und Schnitzereien aus der Tagua-Nuss, dem sog. vegetarischen Elfenbein – genauso schön und garantiert ökologisch.
Ein Must ist ein Panamahut – die echten kommen nämlich aus Ecuador. Gerollt und in ein Holzkistchen gepackt, überstehen die ab 50 Dollar aufwärts auch die weite Heimreise. Am besten aber setzt man sie gleich auf – sie machen aus jedem gringo einen Gentleman.
Montezumas Rache und jede andere Art von Reisekrankheit bekämpft man am besten durch die regelmäßige Einnahme von trago, einem hochprozentigen Zuckerrohrschnaps aus einer der Destillerien am Straßenrand. Einfach sich für einen Dollar einen halben Liter in die Wasserflasche abfüllen – der Geruch allein macht schon gesund und versetzt locker einen ganzen Bus in wohlige Trance. Und Edison kann sich nur wundern über die Touristen, die das harte Gesöff pur trinken...
Kordilleren und Küsten
Einen stabilen Kreislauf und eine gute Kondition braucht man in Ecuador – die Höhenunterschiede sind gewaltig. Besonders wenn man von Cuenca aus durch das Naturschutzgebiet El Cajas mit seinen 250 Seen gondelt, die Passhöhe der Küstenkordilleren mit lockeren 4.100 Metern überwindet, um dann in wenigen Stunden durch hohen Bergnebelwald hinunter an den pazifischen Ozean nach Guayaquil zu gelangen.
Einen besseren Anschauungsunterricht in wechselnden Klimazonen gibt es kaum – das merkte vor uns schon Alexander von Humboldt. Ob er auch so oft gegähnt hat, um den Druck aus den Ohren zu bekommen?
Guayaquil, die Drei-Millionen-Hafenstadt hat ihren schlechten Spelunken-Ruf poliert und präsentiert sich uns als tropische Handelsmetropole, wo man bis spät in die Nacht einkaufen und flanieren kann. Nicht nur die neu angelegte imposante Flusspromenade mit ihrem Uhrenturm im maurischen Stil und der abends romantisch beleuchteten Rotunde zu Ehren von Bolivar und San Martin sind sehenswert. Aber das Schönste haben wir ja noch vor uns: Noahs Arche und den Darwinschen Fink.
Fragen über Fragen
Auf dem 1000 km langen Flug Richtung Westen entlang des Äquators steigen Fragen über Fragen in uns hoch:
- Warum fragt der Ober, ob wir Sprite oder Seven up wünschen, wenn wir Cola bestellen?
- Was bedeuten die in die Mauer eingelassenen Kreuze an den Hauswänden in Cuenca?
- Warum stehen jubelnde Menschenmassen vorm Flughafen in Quito mit Blumen, Luftballons und Transparenten?
- Warum hatte Andrea bei ihrer Ankunft in Ecuador Muskelkater in den Waden?
- Warum liegen Kakaobohnen auf der Panamericana?
- Warum vergießt eine deutsche Reiseleiterin im feucht heißen (98% Luftfeuchtigkeit, 30 Grad) Urwald keinen einzigen Schweißtropfen?
- Warum fuhr Peter nicht in der offenen Gondel über den Rio Pastaza?
- Gegen welche Krankheiten helfen Lupinen und Baumtomaten?
- Was bedeutet es, wenn die Bommeln am weißen Filzhut der Canare-Frauen vorn angebracht sind?
- Was sollte man Jürgen vor Reiseantritt nicht nachmachen?
- Warum sehen in der Provinz Canar die Häuser auf dem Land aus wie neureiche Paläste?
- Woher haben die Hosenrunter-Ameisen ihren Namen?
- Warum sind auch vor den schönen Häusern Schweine angepflockt?
- Wozu braucht man Dertan?
- Warum sind Straßen in Ecuador pavimentiert und nicht asphaltiert?
0 bis 5 Fragen richtig beantwortet:
Die Unaufmerksamen müssen Zitronenameisen kosten.
6 bis 10 Fragen richtig:
Die Hinhörer dürfen am Trago riechen.
11 bis 15 Fragen richtig:
Die Streber werden bei der nächsten Einreise mit Canelasso empfangen.
Pinguins and Dolphins
„6.30 Uhr Koffer vor die Tür“ – diesen täglichen Befehl hören wir Gott sei Dank auf den Galapagos nicht mehr. Wir müssen zwar immer noch früh aufstehen (6.30 Uhr wecken!), dürfen aber jede Nacht im selben Bett schlafen. Denn wir besichtigen das Archipel im Pazifik per Luxusliner - und zwar auf dem größten Kreuzfahrtschiff, das zwischen den über 20 Inseln und Inselchen verkehrt, der Explorer II.
Schlafend in verspiegelten luxuriösen Mahagoni-Kabinen, umsorgt von einer mehr als höflichen Besatzung in strahlend-weißen Uniformen, fast abgesaugt in unheimlichen Unterdruck-Toiletten, umgeben von ältlichen Engländern aus Cornwall (sehen wir auch so aus???) verwöhnt mit Jakobsmuscheln, Barramundi und Garnelen satt, tiefschlafend mit Hilfe von Drinks und edlen Weinen.
Und doch stehen wir alle stramm, wenn es heißt „Pinguins on board!“ Die 90 Gäste an Bord sind nach Nationalitäten in 12erGruppen eingeteilt – soviel passen in ein Gummiboot – und als einheimische Tiere deklariert: Albatrosse, Cormorane, Delphine und eben wir Pinguine.
Zweimal täglich legen wir brav die Schwimmwesten an und entern die dinghys, um immer wieder neue Inseln und ihre Tierwelten zu endecken; entweder trockenen Fußes - als dry landing angekündigt - oder bei einem wet landing mit einem kühnen Sprung ins warme knöcheltiefe Wasser.
Wir besuchen riesige Inseln wie Isabella und winzige wie North Seymour, blühende wie Santa Cruz und öde wie Bartolomé, die nur aus braunem und schwarzem vulkanischen Lavagestein bestehen. Immer wieder aufs Neue sind wir ergriffen von der Unberührtheit der Natur, der Vielfältigkeit des Lebens und der Furchtlosigkeit allen Getiers.
Bis auf wenige Zentimeter – berühren ist allerdings und Gott sei Dank verboten – nähern wir uns den riesigen Nestern der Prachtfregatten- Vögel mit ihren roten aufgeblähten Brüsten, wir stehen inmitten einer Kolonie von fluguntauglichen Kormoranen und müssen aufpassen, dass uns die urweltlichen Riesenschildkröten, die uns misstrauisch mit ET-Augen betrachten, nicht über die Füße laufen. Wir liegen sogar unmittelbar neben und zwischen ganzen Seelöwen-Familien im Sand in der Sonne. Und müssen schier aufpassen, dass wir auf den schwarzen Lavasteinen nicht auf die ebenso schwarzen Leguane treten – so dichtgedrängt liegen sie in Massen bewegungslos in der warmen Sonne und spucken nur ab und zu Salzwasser aus ihren Nüstern.
Wir bewundern aus nächster Nähe die Flugkünste der Pelikane, die verfroren ausschauenden Füße der Blaufußtölpel und die tapsigen Bewegungen unserer Namensvetter, der winzigen Galapagos-Pinguine, die es als einzige so weit nordwärts bis zum Äquator geschafft haben.
Einen extra Thrill gibt es für die, die sich die Schnorchelausrüstung für 15 Dollar leihen: Wo sonst auf der ganzen Welt kann man Aug in Aug mit Seelöwen spielen und mit Wasserschildkröten um die Wette schwimmen? Da schluckt man gern ein wenig Salzwasser oder friert im 17 Grad warmem Wasser. Schließlich gibt ja an Bord einen heißen Whirlpool und eine Bar mit tropischen Cocktails und Snacks.
Bei der Abreise sind wir um Hunderte von Tier-Fotos (inklusive des 80jährigen Mr. Anderson, der es immer wieder schaffte, ins Bild zu tapsen) und um Tausende von Kalorien reicher, die Koffer fassen nicht alle Mitbringsel und der Geist hat nicht alle Eindrücke verkraftet. Zwei Wochen sind zu kurz, um dieses Land in all seinen Facetten kennen zu lernen. Wir haben es aber lieben gelernt – vor allem wegen seiner Extreme und seiner wilden Schönheit, eben wegen Papagei und Pinguin.
Habe ich übrigens schon gesagt, dass ich immer Mineralwasser sin gaz bestellt habe? Con gas erinnerte mich doch dann zu sehr an giftige schwarze Ameisen.